Auf der Suche nach Rechtfertigung.

Mediensprache - Babylonisches Kauderwelsch
Quelle: http://www.metmuseum.org/
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Back to Babel!

„Wir müssen die Lead-Generation mal iterativ challengen.“

Dieser Satz eines jungen Kollegen aus dem Marketing eines nicht so richtig kleinen Unternehmens ließ mich vor einiger Zeit fassungslos zurück. Ich hatte einige Jahre in einer sachlichen und produktionsorientierten Nische verbracht und war nun wieder zurück im täglichen 4P-Wahnsinn (Dies nur zur Erklärung der plötzlichen Konfrontation).

Nun, auf Deutsch bedeutet der oben genannte Satz so viel wie: „Unsere Kundenansprache ist Müll!“ und sagt punktgenau aus, was Sache ist. Warum also sollte ich diese an sich klare Aussage derartig verquer und mehrsprachig in Worte fassen?

Jugendsprache in der Medienlandschaft?

Meine große Befürchtung war zunächst, zum alten Eisen zu gehören. Die Realität war aber noch schlimmer: Die Branche versteckt sich hinter einer eigenen globalistischen anglizistisch-lateinisch-griechischen Quasi-Sprache, die impliziert, dass alles hochkompliziert und für Kunden und Laien nicht zu verstehen ist.

In einer Zeit in der jeder mit Canvas designen oder mit I-Movie Filme schneiden kann, in der Instagram und YouTube uns vorführen, dass hip und swag als Qualitätsfaktoren vollkommen ausreichen um erfolgreich, reich und berühmt zu werden, welche Bedeutung haben da noch Ausbildung, KnowHow und Erfahrung? Alles wird vom Marktdruck genormt und in Form gepresst. Designs werden uniform und austauschbar, Gebrauchsgrafik wird zum Ergebnis auf Knopfdruck – Aber: Vor lauter Rechtfertigungsgehabe geht eines als erstes verloren: Der Sinn!

Obwohl alle von „unique“, „outstanding“ und „outside the box“ schwafeln, traut sich keiner, Entscheidungen außerhalb der mittlerweile gelernten Norm zu treffen. Je mehr Menschen nichts dagegen haben, desto besser verkauft es sich? Das mag bei Klopapier der Fall sein, bei hochwertigen Produkten und Dienstleistungen aber sicher nicht. Dennoch werden auch hier Meta-Entscheidungen favorisiert und mit „Medien-Deutsch“ verargumentiert.

Fazit: Früher war es im Sinne der Dienstleitung, den Kunden mitzunehmen. Heute bleibt zumindest der mittelständische Kunde in der babylonischen Mediensprache außen vor.